Und da begann ich etwas Wesentliches zu verstehen. Mein eigenes Werk wurde selbst zum Erschaffer und seine Schöpfung, dass es schuf, war ich selbst.“
Sandra Beimgraben
Vor zwei Jahren im Winter, es war am Ende meiner Kreativtrainerausbildung, machte ich einen kleinen Spaziergang im Stadtpark. Es hatte in den letzten Tagen etwas geschneit und es war bitterkalt. Im Stadtpark lag festgefrorener Schnee und die Sonne blitzte etwas hervor. Beim Spazieren gehen überkam mich urplötzlich eine Idee, nämlich den Bäumen einen Mantel anzuziehen. Es lag nicht daran, weil ich DACHTE, dass sie frieren, nein, einfach so ohne Sinn und Verstand kam mir diese Idee. Wobei, nun fällt es mir ein, mein damaliges künstlerisch-kreatives Projekt war der Mantel und daher hatte ich diesen doch öfters im Kopf, lief quasi mit ihm schwanger. Das wirkliche Tolle aber an dieser Idee war, dass ich sie ohne Wenn und Aber sofort umsetzte. Ich war irgendwie ein wenig besessen davon, nett formuliert begeistert;-)
Also fuhr ich schnell mit meinem Fahrrad zurück nach Hause und suchte all meine Mäntel heraus, die ich da hatte. Diese habe ich teilweise in eine große Tasche getan und dann in den Fahrradkorb. Die restlichen Mäntel habe ich darüber gelegt. Ehrlich gesagt, es erinnerte mich ein wenig an einen Obdachlosen, der mit seinem Hab und Gut herumläuft. Nun gut, da muss ich durch. Wenn schon durchgeknallt, dann aber auch 100 Prozent:-)
Im Stadtpark angekommen hielt ich Ausschau nach geeigneten Shooting-Plätzen. So bekam ich eine ganz neue Perspektive auf meine Umgebung. Bäume, welche eine gute Aufhängfläche abgeben würden, waren meine Begierde, was sich jedoch gar nicht so einfach gestaltete. Denn die Äste waren in den unten stehende Bereichen meist recht feingliedrig und noch zart, so dass sie von der Mantelschwere überwältigt wurden. Und mir noch eine Leiter holen, nein, dafür war mein sofortiger Umsetzungswille viel zu stark. Das hieß immer mal wieder suchen und probieren. Dass mich Fußgänger teilweise irritiert anschauten störte mich nicht weiter und hatte auch keine Relevanz für mein Vorhaben. Ich war in meiner eigenen Welt. Völlig beseelt von dieser auf den ersten Blick so sinnlos erscheinenden Herausforderung. Welchen Zweck sollte es auch dienen, Bäumen einen Mantel anzuziehen?
Wobei mir dabei schon Gedanken kamen, wie z.B. eine Greenpeace Aktion, nach dem Motto: Die Bäume sind nicht auf uns angewiesen, dass wir sie wärmen, damit sie überleben. Aber wir sind auf sie angewiesen, damit wir leben.
Wenn ich ein paar gute Stellen gefunden hatte, heiß es Show down, richtige Lichtverhältnisse einfangen, verschiedene Positionen anschauen mit verschiedenen Mäntel. Wie man sich mit so etwas Unnützlichem doch Arbeit machen kann:-)
Nun, ein paar schöne Fotos kamen heraus. Und ich war ganz stolz auf diese sehr ungeplante Aktion, die rein gar nichts mit einem Verstandessinn zu tun hatte.
Am Ende zahlte es sich tausendfach für mich aus….
Der wahre Lohn war einerseits meine reine, ja, kindliche Freude am Tun und andererseits was es tatsächlich was es im Nachhinein bei mir bewirkt hat. Denn abgesehen von dieser so ganz tiefen Freude, fühlte ich mich auch freier und weiter im Geist. Ja, es war fast so, als ob Sandsäcke auf einer Ballonfahrt abgeworfen worden sind. Und diese sind auch bis heute weg.
Und da begann ich etwas Wesentliches zu verstehen. Mein eigenes Werk wurde selbst zum Erschaffer und seine Schöpfung, dass es schuf, war ich selbst.“
(ich selbst)
Dieser Satz und diese Erkenntnis sind für mich immer noch ganz faszinierend. Denn verstandesmäßig hätte ich so etwas nie sagen können. Mich motivieren solche Momente dran zu bleiben und Dinge auszuprobieren, um tatsächlich etwas zu erfahren und dadurch eigene Erkenntnisse zu bekommen., welche sich dann auch auf mein Leben auswirken.
Das Erstaunlich ist, dass ich gestern etwas fand, welches vom Wortlaut und der Bedeutung dem von mir Gesagten sehr ähnlich ist. Irgendwie lief es mir bei youtube über den Weg und das gerade gestern, wo ich mich wieder mit diesem Zitat befasste. Dort hieß es: „Du selbst bist das Objekt deines Erschaffens. Dein Seins- und Gemütszustand ist das Objekt deiner Schöpfung.“ ….. Ob es diese Worte nun meine Worte wahrhaftiger machen, weiß ich nicht. Ich kann nur immer von meinen wirklichen Erfahrungskenntnissen ausgehen, verstehe diese Worte aber nun sehr gut.
Mich würde interessieren, ob jemand von euch etwas extraordinäre Aktionen durchgeführt hat? Wie war das? Was habt ihr erlebt? Habt ihr Erkenntnisse für euch gewonnen? Ich bin einfach neugierig und vielleicht auch hoffnungsvoll , auch etwas daraus für mein Leben zu lernen.