Buchrezension: „Kunst für Max“ von Joanne Liu

Veröffentlicht am Kategorisiert in Kreativität/ Kunst und Psyche

Als ich letztens in der Bücherhalle in Hamburg war, habe ich einfach mal einen Abstecher in die Kinderabteilung gemacht und dort ein wenig rumgeschmökert. Gefunden habe ich dabei das Buch „Kunst für Max“ von Joanne Liu aus dem Prestel Verlag. Es ist ein Bilderbuch für Kinder ab 3 Jahren.

Der kleine Max geht mit seinen Eltern ins Museum und entdeckt dabei viel Kunst, aber nicht in Zusammenhang mit den Ausstellungsstücken, sondern mit den Situationen und Alltagsgegenständen um ihn herum.

So schaut er sich lieber durch die riesige Fensterfront den blühenden Baum mit seinen Blättern und die um ihn herum fliegenden Vögel an als das Gemälde von Monet. In der am Rande stehenden Reinigungsfrau, die stolz mit der Hand in der Taille dasteht, erkennt er eine Statue und auf dem Arm eines Mannes in einem T-Shirt eine flächendeckende Tätowierung, welche dem Muster einer ausgestellten antiken Vase in einer Vitrine gleicht. Statt sich das riesige Werk von Picasso „Guernica“ anzuschauen, schaut er sich die Menschen an, die das Bild anschauen. Auch diese schauen ernst mit teilweisen bösen Gesichtsausdrücken wie die Stimmung auf Picasso Bild. es ausdrückt.

Und in Raum mit Gemälden von Kandinsky entdeckt er dessen Geradlinigkeit und Farbigkeit auf dem gelben Boden wider, die durch den Einfall der Sonne durch die Fenster erzeugt werden.

Bei Matisse Scherenschnitten geht Max selbst in Aktion und wirft mit spielerischen Verrenkungen seines Körpers einen langen Schatten auf den Boden (siehe Titelbild). Gerade diese Szene erinnert mich an meine eigenen kindlichen Spielereien mit dem Schatten am Strand.

Schattenspielereien am Strand auf Sylt

Und auch außerhalb seines Museumsbesuches hört für Max das Staunen nicht auf. Er entdeckt allerlei Alltägliches was ihn fasziniert wie der Schatten eines Abfalleimers, die fliegenden Vögel im Abendhimmel, die untergehende Sonne hinter den Häuserfassaden.

Max lebt ganz in der Gegenwart, er bestaunt Lebendiges, entdeckt Neues durch Ausprobieren, durch Kopieren und genaues Hinschauen und das alles mit viel Freude.

Fazit: ein Plädoyer für die kindliche Neugierde, welches eine Museumswelt für sich ist

Ein Bilderbuch, das so viel Sorgfalt und Liebe enthält. Man merkt, dass die Autorin einen ganz besonderen Blick auf die Kunst in unserem Alltag hat. Die Botschaft des Buches : Kunst ist überall! Man muss nur neugierig und aufmerksam sein, um sie zu entdecken. Die Kunst zeigt sich oft so subtil und charmant, aber mit Nachhall. Je öfter man diesen Bildband durchschaut, desto mehr Details fallen einem auf. Und es macht durch seine bunten, recht plakativen Bildern sehr viel Freude es durchzuschauen.

Für mich ist es aber neben einem Kinderbuch auch eindeutig ein Buch für Erwachsene. Es scheint wie eine Einladung zu sein, wieder seinen kindlichen neugierigen spielerischen Geist zu wecken. Sich nicht immer alles vorsetzen zu lassen, sondern einmal selbst zu entdecken und dabei seine eigene Kunst zu machen. Denn die Botschaft ist, dass unser Alltagsleben voll mit Kunst ist, wir müssen nur kindlich hinschauen. Und unsere Fantasie und Begeisterung hört nicht an der Museumstür auf.

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