Es ist etwas Besonderes, diesen Prozess näher kennenzulernen. Denn er hat so viel mit uns zu tun, mit unserem Leben.
Der kreative Prozess verwandelt schwarz-weiß Denken in einen bunten Denkstrauß
Oft haben wir Entscheidungen bei denen wir einfach nur schwarz-weiß denken. Entweder muss es das sein oder das andere, etwas dazwischen gibt es nicht. Und so etwas endet in Beziehungen, im Job, im Alltagsleben nie zufriedendstellend. Dieses schwarz-weiß Denkraster bedingt dann auch ein stures Festhalten an der Entscheidung. Denn eine andere Entscheidung zu treffen, wäre mit dem schwarz-weiß Denken noch „schlimmer“. Dabei entgehen einem so viele Chancen und andere Möglichkeiten, die einem wesentlich besser stehen;-) Durch so ein schwarz-weiß Denken tritt eine gewisse Kargheit ins Leben, quasi eine Art Monokultur. Nimmt man nun den kreativen Prozess bewusst in sein Denken mit auf, so entstehen Grautöne in all seinen Schattierungen und auch bunte Wiesen, wenn es richtig gut läuft. Der kreative Prozess will spielen und fragt dich dauernd „Was gibt es noch für Möglichkeiten?“
Eine Entscheidung ohne Reue zu treffen trotz unzähliger Möglichkeiten
Wie oft fragt man sich bei Entscheidungen, ob diese so richtig gewesen sind oder man denkt sich, „hätte ich doch, dann wäre alles anders gekommen“. Mir ist Folgendes bei der Durchführung eines kreativ-künstlerischen Prozessen aufgefallen: dort startest du mit einem Gegenstand deiner Wahl aus einem unendlichen Pool voller Möglichkeiten. Diesen willst du künstlerisch-kreativ bearbeiten. Im Laufe der Bearbeitung dachte ich häufig, ist es der richtige Gegenstand, hätte ich nicht den oder vielleicht auch den anderen nehmen sollen. Und dann merkte ich irgendwann, es ist egal , für welchen ich mich entschieden habe. Denn ich komme immer wieder zu meinem eigenen Thema zurück, egal mit welchem Gegenstand ich mich beschäftige. Wenn du diesen Prozess einmal selbst durchlebt hast, wird dir in deinem Leben so manches klar. Auf der Ebene im Alltag sind dabei zwei Dinge zu bemerken. Zum einen brauchst du deine Entscheidungen nicht mehr zu bereuen nach dem Motto falsche Arbeitsstelle, falscher Mann, falsche Freunde. Und du weißt nun, dass du allein der Verantwortliche für dein Thema bist, sprich dein eigener Schöpfer bist. Du formst es. Daher gibt es für mich keine Reue mehr für Entscheidungen dank der bewussten Erfahrung in einem kreativen Prozess.
Der kreative-künstlerische Prozess ist wie ein Spiegel für mein Leben, brutal ehrlich.
Dies führt mich zum nächsten Punkt, der des Spiegels. Ich bin fasziniert von dem kreativen Prozess als Spiegel. Sobald ich mich auf ihn einlasse, merke ich , dass er mit brutaler Ehrlichkeit mit einem redet. Und das sehr objektiv, besser als ein Mensch;-) Denn er zeigt quasi bildhaft auf, an welcher Stelle man steckenbleibt, Widerstände erlebt, keine Ideen hat, perfektionistisch ist etc.. Ich kann dabei nichts auf ihn abwälzen. Ich bin alleine mit ihm, meinem persönlichsten Spiegel. Und das kann frustrieren, dass man alles in die Ecke werfen will. Und dennoch ruht er nicht. Und genau das liebe ich.
Mit dem Verstehen des kreativen Prozesses verstärkt sich meine Verbindung zur Natur.
Schon immer hatte ich einen Hang zur Natur. Nun, nach dem Kennenlernen des kreativen Prozesses verstehe ich diese Welt der der Natur einfach noch besser. Das stärkt meine Verbindung zu ihr, denn sie ist mein bester Lehrer in Bezug auf die Kreativität und seine Prozesse. Und besonders fasziniert es mich, wenn Pflanzen sich unter widrigsten äußeren Umstände dennoch emporheben und blühen. Dies zeigt mir den enormen Lebenswillen und was alles möglich ist.
In einem kreativ künstlerischen Prozess ist das entstandene Werk der eigentliche Schöpfer.
Im Winter kam ich auf die Idee, den Bäumen Mäntel anzuziehen. Es war ein sehr kalter Tag. Ich nahm also ein paar Mäntel von mir zu Hause und tat etwas, was außerhalb meines normalen Verständnisse lag. Denn wer zieht schon Bäume Mäntel an, die frieren? So bekleidete ich die Bäume mit meinen Kleidungsstücken.
Das Besondere war, dass ich mich nach dieser Aktion freier und weiter im Geist fühlte, fast so, als ob Sandsäcke auf einer Ballonfahrt abgeworfen wurden. Und da begann ich etwas Wesentliches zu verstehen und zu fühlen:
Mein eigenes Werk wurde selbst zum Erschaffer und seine Schöpfung, dass es schuf, das war ich selbst. Denn ich veränderte mich durch das Werk. Von diesem Tag an fühlte ich mich so viel offener und flexibler. Und deshalb liebe ich diese kreativen-künstlerischen Prozesse. Sie verändern einen auf einer sehr subtilen Ebene und doch mit einer starken Auswirkung.
Auf eine ganz natürliche Art und Weise verbindet er gleichwertig das Männliche und das Weibliche.
Das Tolle am kreativen Prozess ist, dass er die weibliche und die männliche Energie gleichwertig verbindet. Ohne das eine, läuft das andere nicht. So z.B. versiegen die Ideen (ohne weibliche Energie) oder die Ideen überfluten einen, ohne das etwas konkret herauskommt (fehlende männliche Energie).
Der kreative Prozess birgt so viele Geheimnisse in sich.
Natürlich ist der Ablauf eines kreativen Prozesses schon sehr genau erforscht worden, so z.B. das 4-Phasen Modell. Dennoch finde ich es immer wieder spannend, den Prozess analog zu unserem Lebensalltag zu setzen. Wie und wo kommt er vor? Ist er bei jedem gleich oder unterscheiden wir Menschen uns in den Prozessen? Und auch die Inhalte der Religionen z.B. dem Christentum mit seiner Bibel. Welche Rollen spielen die dort enthaltenen Gleichnisse? Geben diese etwas preis über den kreativen Prozess? Was können wir daraus lernen? Für mich ist dieser Prozess so viel mehr als nur ein Forschungsfeld. Es ist für mich das Geheimnis des Lebens. Und daher wahrscheinlich eine nie endende Forschungs- und Erfahrungsreise.