Beim Zeichnen wiederentdecken
Was will ich mit diesem Artikel sagen? Dass es sich lohnt, einfach auszuprobieren – auch ohne Vorgaben, ohne dass jemand sagt, wie etwas „richtig“ zu machen ist. Beim Zeichnen habe ich genau das wiederentdeckt: Ich setzte die Striche so, wie es mir gerade passend erschien ohne lehrbuchmäßige Vorgaben, und spürte, wie bereichernd es ist, den Prozess selbst zu erleben. Das Wichtigste dabei: Neugier! Plötzlich sieht man so vieles, das einem sonst entgeht – kleine Details, Licht, Schatten, Bewegung – und man fühlt eine echte Verbindung zu seiner Arbeit. Es entsteht ein Moment, den man nicht nur wahrnimmt, sondern richtig erlebt. Genau dieses freie Ausprobieren öffnet den Blick – nicht nur für die Zeichnung, sondern für alles, was man sonst vielleicht nie bemerkt oder erkannt hätte.
Der Moment am Strand
So ging es mir auch beim Zeichnen am Strand. Ich saß in meinem Strandkorb und wollte den Horizont am Meer einfangen. Nichts war da, nur Sonnenstrahlen, Wasser und Sand unter meinen Füßen.
Erste Striche – Licht und Schatten entdecken

Dann fing ich an, die ersten Striche zu setzen. Dort, wo die Sonnenstrahlen hinkamen, war es heller, sonst etwas dunkler. So wählte ich die Striche: das Helle mit weniger Druck und locker gesetzt, das Dunklere kompakter, kräftiger. Ich experimentierte. Mein Radiergummi lag bereit, und es machte Freude, einfach zu sehen, wie sich das Bild entwickelte. Meine Beobachtung half mir, kleine Unterschiede wahrzunehmen und ihre Wirkung zu verstehen.
Jeder Strich ein Abenteuer
Beim Zeichnen fielen mir Worte ein – Begriffe, die ich mit der Bewegung meiner Hand verband und die gleichzeitig das Aussehen der Striche widerspiegelten. Viele erinnerten mich an den Physikunterricht, den ich sehr mochte, und an Chemie.
| Strichwirkung | Assoziationen / Worte | Eindruck / Bedeutung |
|---|---|---|
| Dunkel, kompakt | Verdichtung, Druck, Dunkel, sichtbar, Masse, grob, massiv, fest | Präsenz, Körper, Substanz, Gewicht, Dichte |
| Hell, locker | Leicht, Lücken, Abstand, Genauigkeit, fein, Hauch, hell, strahlend | Licht, Durchlässigkeit, Bewusstsein, Leichtigkeit |
Ursprünglich war ich nur mit den Strichen beschäftigt – damit, hell und dunkel, leicht und schwer, fein und massiv auszuprobieren. Die Worte, die mir dabei einfielen, deuteten nicht unbedingt auf ein konkretes Bild hin. Sie beschrieben ja nur das, was ich damit assoziierte und mir auffiel. Doch ich erkannte, dass ich viele Dinge finden konnte, die die Eigenschaften der Striche verkörpern und fast symbolhaft wirken: Für die dunkleren, dichteren Bereiche etwa ein Berg oder ein Stein („massiv wie ein Berg) oder für die helleren, leichteren Bereiche eher eine Feder („leicht wie eine Feder“ )oder Nebel. Diese Dinge lassen sich dann in der Umsetzung der Zeichnung mit den Stricherfahrungen verbinden, sodass die Eigenschaften von Gewicht, Raum, Dichte, Leichtigkeit, Präsenz und Durchlässigkeit sichtbar werden. Und nun würde ich beispielsweise gleich ganz anders an das Zeichnen herangehen mit diesen Erfahrungen, die ich gemacht habe.
Symbole aus Strichen
Während ich zeichnete, wurde mir bewusst, dass ein Strich mehr sein kann als nur eine Linie auf Papier. Aus den Eigenschaften, die er sichtbar macht – Gewicht, Raum, Dichte, Leichtigkeit, Präsenz, Durchlässigkeit – kann ein Symbol entstehen. Die Quintessenz eines Symbols liegt darin, dass es mehrere Aspekte gleichzeitig trägt: Ein Berg kann Dunkelheit, Masse und Beständigkeit verkörpern; eine Feder Helligkeit, Leichtigkeit und Durchlässigkeit. Symbole fassen also die Essenz der Striche zusammen, machen das Unsichtbare sichtbar und geben den Beobachtungen und Worten eine greifbare Form.
Bilder, Worte und Entdeckungen
Bilder tragen Bedeutungen, Worte drücken Symbolisches aus – das ist sicher nichts Neues. Aber etwas anderes ist es, selbst darauf zu stoßen, bei eigenen kleinen Erkundungen. Es ist fast ein wenig so, als würde man selbst die Welt entdecken, wie ein Christopher Kolumbus.
Kreativität und inneres Wachstum
Und wisst ihr was? Genau das macht Freude auf mehr. Kreativität lässt uns in uns selbst wachsen – in unserem eigenen inneren Kern. Dieses Wachstum entsteht, wenn wir frei ausprobieren, eigene Wege gehen und selbst auf Entdeckungen stoßen. Nur so wird es spürbar, nur so wird es lebendig. Es ist das Wachsen, das aus uns selbst kommt, ohne Vorgaben, ohne Regeln. Offen, neugierig, forschend – so erleben wir Kreativität nicht nur als Tun, sondern als echtes, inneres Entdecken und Wachsen.
Probiert es selbst aus
Wenn ihr Lust habt, nehmt ein Blatt Papier und einen Stift, ohne Plan oder Vorgaben. Beobachtet Licht, Schatten und Formen um euch herum, und setzt Striche, wie es euch gerade erscheint – locker, zart, kräftig oder kompakt. Achtet darauf, welche Worte euch dabei einfallen. Lasst euch vom Prozess tragen und spürt, wie kleine Striche zu eigenen Entdeckungen und innerem Wachstum führen.
Danke fürs Lesen, liebe Grüße, Deine Forschungsgefährtin Sandra





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