Einleitung
Ich bin unterwegs auf einer neuen kreativen Forschungsreise.
Diesmal geht es um das Wesentliche – gezeichnet in nur zehn Strichen.
Reduktion. Wahrnehmung. Ausdruck.
Ich forsche, was sich zeigt, wenn man etwas mit wenigen Linien erfassen will.
Was passiert mit der Wahrnehmung? Woran scheitere ich?
Was offenbart sich, wenn man weniger will – aber bewusster schaut?
Wenn du magst: Lies mit. Zeichne mit. Forsche mit.
Jeder für sich – und vielleicht doch gemeinsam.
Und für alle , die sich fragen, was bringt mir so was?
Hier die kurze Antwort: Diese Übung trainiert deinen Blick, deine Intuition und deine Ausdruckskraft – in 10 Strichen.“).
Die konkrete Aufgabe
10 Tage – 10 Gegenstände – maximal 10 Striche.
Zeichne an jedem der 10 Tage einen Gegenstand deiner Wahl – und zwar mit nicht mehr als 10 Strichen.
Ganz gleich, ob du Alltagsobjekte, Naturformen oder Fantasiegestalten wählst:
Wichtig ist nur, dass du dich auf das Wesentliche konzentrierst.
Wähle mit dem Blick einer forschenden Person – nicht mit dem Anspruch eines Künstlers.
Es geht um Wahrnehmung, nicht um Darstellung. Um das Erfassen, nicht um das perfekte Bild.
Weniger ist hier mehr.
Es geht nicht um Perfektion, sondern um Reduktion, Klarheit – und deine eigene Art, die Welt zu sehen.
Materialien – Was du brauchst
Für diese Forschungsreise brauchst du nicht viel – aber das Richtige.
Im Grunde genügt ein einziger Stift. Ob du lieber mit Bleistift, Buntstift oder einem kräftigen schwarzen Marker arbeitest, bleibt ganz dir überlassen. Wichtig ist nur: Du fühlst dich damit wohl.
Als Untergrund empfehle ich dir weißes Papier mit etwas Stabilität – idealerweise ein Zeichenpapier oder ein etwas dickeres Druckerpapier. Es sollte deine Striche gut tragen können, ohne durchzudrücken oder zu knittern.
Mach es dir einfach. Reduktion beginnt schon bei den Mitteln.
Beginn
Am Pfingstsamstag, dem 7. Juni 2025, startet die kreative Forschungsreise „10 Tage – 10 Striche“.
Begleite mich auf diesem Weg oder noch besser, mach mit – ganz still für dich oder aktiv mittendrin.
👉 Sei hier dabei – oder folge mir auf Instagram unter @sbeimgraben in meinen Storys.
Dort teile ich täglich meine Eindrücke, Zeichnungen und Gedanken.
Vielleicht weckt es auch in dir die Lust, selbst zum Stift zu greifen.
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Vortag – 6.6.2025 – Freitag
Bevor ich in die eigentliche Forschungsreise starte, halte ich inne – und dokumentiere. Noch bevor der erste Schritt getan ist, sammle ich alles, was sich in meinem Kopf bereits formt: Gedanken, Fantasien, innere Bilder, diffuse Ahnungen, Wahrnehmungen, Gefühle. Alles, was auftaucht, wird festgehalten.
Warum? Weil gerade in diesem Anfangsstadium die Gedanken oft am klarsten, am ursprünglichsten sind. Sie zeigen mir, wo ich stehe, bevor ich beginne. Diese ersten Impulse sind wie ein innerer Maßstab – ein Referenzpunkt, an dem ich mich später orientieren kann, wenn sich Dinge verändert haben. Denn Veränderung geschieht oft still, fast unmerklich. Ohne diesen Anfang wäre es schwierig, sie überhaupt zu bemerken.
Das Festhalten dieser frühen Eindrücke ist für mich kein lästiges Protokollieren, sondern ein bewusstes Wahrnehmen dessen, was bereits da ist. Es ist ein Stück Vorbereitung, das nicht übergangen werden darf. Nur so kann ich sicherstellen, dass mir nichts verloren geht – vor allem nicht das, was vielleicht erst später seine Bedeutung entfaltet.
So beginnt also meine Reise nicht mit dem Außen, sondern mit dem Innen. Und was vorher noch lose Gedanken waren, bekommt nun einen Platz, eine Form, ein Gewicht.
Und bevor du weiterliest oder tiefer in meine Dokumentation eintauchst:
Nimm dir heute einen Moment – oder den ganzen Tag – und notiere einfach alles, was dir in den Sinn kommt. Frei heraus, ohne Filter. Alles ist erlaubt.
Denn genau darin liegt der Anfang deiner eigenen Reise.
Vorgedanken
- Abstrakt malen – aber muss ich überhaupt abstrakt malen?
- Wie kann ich die Striche setzen? Müssen es wirklich Striche sein – oder dürfen es auch runde Formen sein?
- Welche Gegenstände nehme ich? Und was sagen diese über mich aus?
- Zehn Striche – ob die wohl reichen?
- Ich werde wohl am Anfang viel darüber nachdenken, wie ich die Striche setze.
- Wahrscheinlich werde ich mich stark an Formen festhalten.
- Es wird vermutlich kaum Zeit bleiben, um das wahre Wesen des Gegenstands wirklich zu erfassen.
- Striche – könnte ich nicht auch mein Inneres als „Gegenstand“ nehmen?
- Darf ich auch Linien machen – oder ist das schon zu konkret?
- Ob ich das wohl hinbekomme?
- Ich brauche eventuell mehr Zeit, um das wirkliche Wesen zu erfassen.
- Welche Gegenstände nehme ich – und was sagen sie über mich aus?
- Müssen es besondere sein?
- Kann ich auch zwei Gegenstände hintereinander wählen?
1. Tag – 7.6.2025 – Samstag
Einladung zum Mitmachen!!!!
Bevor ich dir von meinem ersten Tag erzähle, möchte ich dich einladen:
Warum probierst du nicht gleich heute selbst aus, einen Gegenstand mit maximal 10 Strichen zu zeichnen?
Ganz ohne Anspruch auf Perfektion – einfach neugierig und offen für das, was sich zeigt.
Nimm dir ein paar Minuten, schau dich um und entdecke einen Gegenstand, der dich anspricht. Lass dich überraschen, was deine Wahrnehmung dir verrät!
Mein erster Tag der Forschungsreise
Die Herausforderung der Auswahl
Der Start fiel mir gar nicht so leicht – einen Gegenstand auszuwählen war überraschend schwierig. Die Dinge um mich herum wirkten irgendwie tot, fast künstlich. Ich wollte etwas Lebendiges zeichnen und entschied mich zunächst für eine Banane. Den liebevoll gepflegten Kohlrabi wollte ich mir für ein anderes Mal aufheben – den finde ich besonders spannend.
Der Moment der Entscheidung

Während ich am Rechner saß, fiel mein Blick plötzlich auf ein kleines Gefäß – eine alte, kleine Vase. Sofort wusste ich: Das ist sie. Alles fühlte sich stimmig an. Die Entscheidung war schnell und direkt, und ich hatte ein gutes Gefühl dabei. Mein Verstand bestätigte: Ja, genau das ist der richtige Gegenstand!
Der kreative Prozess
Ich begann zu zeichnen: Zuerst grobe Skizzen im Block, einfache Formen und Umrisse. Nach und nach fügte ich Schatten und Details hinzu. Schließlich entwickelte sich eine Art Spirale. Das ging alles recht schnell

Innere Bilder und Gefühle
Im letzten Schritt zeigten sich in meinem Inneren Bilder von Händen, die etwas halten oder empfangen wollen. Dieses Bild fühlte sich für mich nach Geborgenheit und Sicherheit an. Ob das wirklich das Wesen der Vase ist, weiß ich nicht – aber für mich steht sie jetzt für genau dieses Gefühl. Es sind weniger als 10 Striche geworden. Mehr ein Strich, der durch das ganze Bild führt.
Das Fazit
Es ist erstaunlich, was ein paar Striche in mir bewirken können. Ein völlig neuer Blick auf diesen alltäglichen Gegenstand – und das alles, obwohl ich ihm nur wenige Minuten Aufmerksamkeit geschenkt habe.
Das war mein erster Tag – und ich bin gespannt, wohin mich diese Reise noch führt.
Zur Info: So gehe ich mit meinen Ergebnissen um
Während der kreativen Forschungsreise selbst lasse ich den Prozess größtenteils offen und beobachte aufmerksam, ohne sofort zu bewerten oder zu analysieren. Es geht darum, den Moment und die spontanen Eindrücke wahrzunehmen und ganz in der Erfahrung zu sein.
Erst am Ende einer jeden Forschungsreise nehme ich mir Zeit, die gesammelten Zeichnungen, Gedanken und Gefühle noch einmal in Ruhe anzuschauen. Dabei strukturiere und analysiere ich die Eindrücke, fasse sie zusammen und schaue, welche neuen Erkenntnisse und Einsichten daraus entstanden sind.
Dieser zweite Schritt hilft mir, den Weg klarer zu verstehen und die innere Entwicklung sichtbar zu machen – ohne den spontanen Fluss während der Reise zu unterbrechen.
2. Tag – 8.6.2025 – Sonntag
Heute habe ich mir als Gegenstand ganz unkompliziert eine Banane gewählt. Sie war noch recht frisch, fest in der Hand und irgendwie passte sie gerade. Ich habe mir bewusst etwas mehr Zeit genommen, sie richtig angefasst, sie in meinen Händen gehalten, an ihr gerochen – ja, sogar ein wenig mit ihr „gekuschelt“.

Dabei fiel mir auf, wie weich ihre „zweite Haut“ ist, und doch gleichzeitig fest und stark. Die Oberfläche war nicht einfach glatt – sie hatte diese fühlbaren Erhebungen, ein Relief, das von oben nach unten verlief. Fasziniert hat mich auch diese Form. Geradewegs nach oben und auch nach unten, sich dort an einem Punkt treffen, alles so zusammenhängend, eine Einheit bildend.

Anschließend wollte ich diese Wahrnehmung mit Bleistift festhalten. Besonders stark drängte sich mir die Form auf: diese schlanke, elegante und doch sehr fest Linie, die gleichzeitig zart erschien. In meinem inneren Bild wurde sie zu einer Tänzerin – gelenkig, fast wie eine Balletttänzerin. Ich folgte in meiner Zeichnung den Spuren dieses inneren Eindrucks. Wie kraftvoll und zart sie zugleich war!

Spannend finde ich übrigens, dass mir gerade die Assoziation mit der Balletttänzerin kam. Im Moment mache ich wieder viel Sport, und ich bemerke, wie sich mein Körper verändert – meine Haut wird robuster, gleichzeitig aber auch zart, vor allem nach dem Schwimmen.
Vielleicht machen wir besonders das sichtbar, was gerade besonders stark in unserer Wahrnehmung verankert ist. Das, worüber unsere Innenwelt gerade nachdenkt 😉 In therapeutischen Kontexten sagt man oft auch, dass was gerade hoch kommt, das hat Vorrang, egal was es ist.
Gedanken zur Aufgabe
Vielleicht merkt ihr: Ich wandle die Aufgabe ein wenig ab.
Ich halte mich an die Vorgabe – ein Gegenstand, zehn Striche –, aber ich bemerke, dass sich dabei etwas Eigenes entwickelt. Etwas, das mehr mit meinem Inneren zu tun hat als mit dem reinen Abbilden.
Deshalb meine Frage an euch:
Haltet ihr euch streng an die Aufgabe – oder beginnt ihr auch, sie zu verändern, weil euer eigener Blick sich einmischt?
Spannende Entdeckung am Rande
Dass gerade die Tänzerin in meinem Kopf auftauchte, finde ich selbst spannend.
Zurzeit mache ich wieder viel Sport. Ich merke, wie sich mein Körper verändert, wie auch meine Haut robuster wird – und gleichzeitig weich bleibt, besonders nach dem Schwimmen.
Vielleicht können wir wirklich nur das festhalten, was gerade stark in unserer Wahrnehmung präsent ist.
Das, worüber unsere Innenwelt gerade nachdenkt.
Und du?
Was ist heute dein Gegenstand?
Was fühlst du, wenn du ihn ansiehst – oder einfach nur in der Hand hältst?
3. Tag – 9.6.2025 – Montag

Heute habe ich mich für ein Kissen als Gegenstand entschieden.
Was daraus entstehen würde, wusste ich zu Beginn noch nicht genau.
Zuerst habe ich versucht, es relativ naturgetreu zu zeichnen (verzeiht mir – ich bin einfach keine ausgebildete Malerin).
Mit jedem weiteren Versuch habe ich die Striche reduziert und mich Schritt für Schritt dem Minimalismus angenähert – beziehungsweise der Begrenzung auf eine bestimmte Anzahl von Strichen.
Nach dem zweiten Durchgang hatte ich das Gefühl: Jetzt musst du dich entscheiden – Form oder Struktur?
Beides gleichzeitig war zu viel.

Ich entschied mich für die Form – sie erschien mir greifbarer.
Am Ende sind ein paar vereinfachte Kissenformen entstanden, mit maximal zehn Strichen.
Vielleicht würde man sagen, es wirkt ein wenig abstrakt. Vielleicht.
Aber mir ist heute klar geworden: Abstrakt zu arbeiten ist die Königsdisziplin.
Denn darin liegt der Versuch, das Wesen eines Gegenstands zu erfassen – nicht nur seine äußere Hülle.
Und das braucht Zeit, Aufmerksamkeit und echtes Einlassen.
Es reichen nicht nur ein paar Striche und dann ist gut. Das bleibt an der Oberfläche. Und auch, wenn dieses Muster tatsächlich später einmal das gleiche Muster bei der langandauernden tiefen Abstraktionsphase hätte, zur Zeit fehlt diesem Muster der „Inhalt“, das „Wesentliche“, das durchlaufen wurde. es erinnert etwas an „Fake“Handtaschen:-)
Ich sehe es meinem Bild an: Es wirkt ein wenig zusammengestückelt, vielleicht sogar seelenlos.
Aber genau darin lag eine wichtige Erkenntnis für mich.
In der Astrologie führt der Weg durch die Häuser – vom 1. bis zum 10. – in Richtung Abstraktion.
Das finde ich sehr spannend. Vielleicht wird daraus eines Tages eine eigene Forschungsreise.
Denn das würde bedeuten, tief zu gehen – und den Prozess wirklich zu verstehen.
Trotzdem merke ich: Auch diese kurzen, konzentrierten Begegnungen mit einem Gegenstand verändern etwas.
Ich werde fokussierter. Ich setze mich geistig, gefühlsmäßig und empfindungsmäßig mit ihm auseinander.
Ich bin bewusster bei der Sache.
Bewusster Fokus.
Und vielleicht ist genau das schon eine kleine Form von Abstraktion.
4. Tag – 10.6.2025 – Dienstag

Heute habe ich mich ganz spontan für einen Sneaker entschieden.
Und wieder hatte ich das Gefühl, den Gegenstand zunächst im Ganzen erfassen zu müssen, bevor ich ihn mit maximal zehn Strichen aufs Papier bringe.
Also habe ich ihn zuerst so naturgetreu wie möglich gezeichnet.
Und es ist doch jedes Mal erstaunlich: Wenn man sich intensiver mit etwas beschäftigt, fallen einem plötzlich Dinge auf, die man vorher nie bewusst wahrgenommen hat.
Aufmerksamkeit verändert meine Wahrnehmung – und irgendwie auch den Gegenstand selbst.

Was ich gesehen habe:
– Die kleinen Einbuchtungen an der Sohle
– Das zackige „N“, das die Sohle unterstützt und fast wie ein Blitz wirkt
– Die vielen kleinen Punkte in einem feineren, luftigen Material
Und wenn man das alles so genau betrachtet, bekommt man den Eindruck und sehr auch das Gefühl:
Der Schuh trägt einen von allein – so dynamisch ist seine Form, so klar seine Richtung. Alles weist nach vorn. Leicht. Schnell. Zackig.
Faszinierend, wie so ein Sneaker aufgebaut ist.
Und ich bin mir sicher: Wenn ich ihn das nächste Mal trage, nehme ich genau dieses Gefühl mit.
Vielleicht gehe ich dann sogar ein wenig leichter durchs Leben?
Ich habe alle zehn Striche verwendet – und immer wieder merke ich: Es reicht vollkommen.
Je weniger man hat, desto mehr muss man sich konzentrieren.
Es ist fast, als würde man dabei innerlich ausgepresst – aber im guten Sinne.
Denn genau das übt: Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden.
Und mein Sneaker – er ist jetzt noch mehr mit mir verbunden … irgendwie 😉
5.Tag -11.6.2025 – Mittwoch
Heute habe ich mir einen weichen Wollpullover ausgesucht. Die Entscheidungen fallen bei mir sehr spontan, sehr aus dem Gefühl heraus ohne groß nachzudenken. Und wie triffst du deine Entscheidungen?

Und so sieht das gute Stück aus: Blau, kuschelig, weich, etwas zusammengeknüllt.

Und wieder habe ich mich an das naturgetreue herangemacht, wobei dies tatsächlich eine Herausforderung war. Doch auch erst dadurch lernte ich quasi den Pullover immer besser kennen und vor allen Dingen seine weiche Qualität. Am Ende war mir nach einem sehr breiten Bleistift mit ganz weicher Mine, und auch etwas verwaschen. Leicht, soft, kuschelig – so ist das Wesen des Pullovers.

Was mir immer wieder auffällt: Wenn ich mich intensiv mit einem Gegenstand beschäftige, beginnt er sich zu verändern. Auch hier spüre ich, dass ich dem Pullover näher gekommen bin – und seine weichen, soften Eigenschaften nun besonders zu schätzen weiß. Aufmerksamkeit erzeugt Verbundenheit!
Welchen Gegenstand hast du heute genommen? Und hat sich etwas in der Wahrnehmung bei dir zu diesem Gegenstand verändert?
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